Elektrifizierung auf dem Vormarsch
Wasserstoffbasierte Brennstoffe haben das Potenzial, vielseitige Energieträger für eine nachhaltige Zukunft zu sein. Doch trotz ihrer Vielseitigkeit sind ihre hohen Kosten und damit verbundenen Risiken beeindruckend. Laut einer aktuellen Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) schneiden Brennstoffe auf Wasserstoffbasis im Vergleich zur Elektrifizierung schlecht ab.
Herausforderungen und Risiken: Das Forscherteam um Falko Ueckerdt vom PIK stellt fest, dass der weitflächige Einsatz von wasserstoffbasierten Brennstoffen die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verlängern könnte. Wenn man an Verbrennungstechnologien festhält und diese sich letztendlich als zu teuer und knapp erweisen, besteht die Gefahr, dass weiterhin auf Öl und Gas zurückgegriffen wird. Dies würde die kurz- und langfristigen Klimaziele gefährden, so Ueckerdt.
Das PIK räumt ein, dass wasserstoffbasierte Brennstoffe in Sektoren und Anwendungen, die sich schwer direkt elektrifizieren lassen, unverzichtbar sind. Beispiele dafür sind Langstreckenflüge, Teile der chemischen Produktion und die Stahlerzeugung. Für den Einsatz solcher Brennstoffe in PKW-Verbrennungsmotoren ist jedoch oft ineffizient, da bereits bei der Herstellung mittels Elektrolyse große Mengen Strom benötigt werden. Hierbei ergibt sich ein Teufelskreis, da eine effiziente Nutzung von sauberer Energie wichtig ist, solange wir noch weit von 100 Prozent erneuerbarem Strom entfernt sind, erklärt Ko-Autor Romain Sacchi vom Paul Scherrer Institut. Der Einsatz wasserstoffbasierter Kraftstoffe würde je nach Anwendung und Technologie zwei- bis vierzehnfach mehr Strom erfordern.
Zusätzlich wären die Kosten für die CO2-Vermeidung selbst dann immens hoch, wenn 100 Prozent erneuerbarer Strom zur Verfügung stünde. Es scheint also, dass sich Wasserstoff vorerst nicht als dominierender Energieträger durchsetzen wird. Obwohl die Geschichte des ersten Wasserstoffhubkolbenmotors für ein Automobil bereits über 200 Jahre zurückreicht, ist das Thema für die Forscher jedoch nicht vollständig vom Tisch. Falko Ueckerdt betont, dass wasserstoffbasierte Brennstoffe das Potenzial haben, eine Technologie zur Absicherung für den Ersatz der verbleibenden fossilen Kraftstoffe bis 2040-2050 zu werden. Angesichts der europäischen Klimaziele ist dies jedoch für alle Bereiche, die direkt elektrifiziert werden können, zu spät.